Synagoge (Rheda)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gedenkstein am Standort der ehemaligen Rhedaer Synagoge

Die Synagoge Rheda in Rheda, heute Ortsteil von Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh, war eine westfälische Landsynagoge. Das jüdische Gotteshaus wurde im Jahr 1802 geweiht und fiel am 10. November 1938 um 3 Uhr morgens während der Novemberpogrome der Brandstiftung durch Nationalsozialisten zum Opfer.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urkunden belegen ab dem Mittelalter die Anwesenheit von Juden in der Region. Nach ihrer zeitweiligen Ausweisung wurden ab dem frühen 18. Jahrhundert in Rheda erneut Schutzbriefe verteilt. Die Benennung eines Vorstehers im Jahr 1781 bezeugt die Gründung einer jüdischen Gemeinde. 1853 erfolgte die formale Errichtung des Synagogenbezirks Rheda, zu der auch die Gemeinden Herzebrock, Wiedenbrück und Langenberg zählten.

Nachdem zunächst ein hölzernes Rundgebäude als Betstätte diente, erwarb man im Jahr 1802 vom Landesherrn ein Grundstück am Steinweg, auf dem im gleichen Jahr eine Fachwerksynagoge errichtet wurde. 1860 wurde zudem in unmittelbarer Nachbarschaft eine jüdische Schule erbaut. Anlässlich des einhundertsten Jubiläums der Synagoge erfolgte 1902 (wie schon zuvor in den Jahren 1843 und 1845) die Renovierung des Gotteshauses.

In den frühen Morgenstunden des 10. Novembers 1938 setzten Mitglieder der SA, die sich zuvor in der benachbarten Gaststätte Neuhaus versammelt hatten, die Rhedaer Synagoge in Brand. Die Überreste wurden in der darauf folgenden Zeit abgerissen und das Grundstück verkauft.

Architektur und Einrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synagoge war ein einfacher Fachwerkbau mit rechteckigem Grundriss. Im Osten befand sich ein Anbau für den Toraschrein. Jeweils zwei abgerundete Fenster versorgten den Betraum im Norden, Osten und Süden mit Tageslicht. Die blau gestrichene Decke war mit goldenen Sternen verziert. Eine nur selten benutzte Frauenempore im Obergeschoss sowie ein Harmonium gehörten zur weiteren Einrichtung der Synagoge.

Erinnerung an die Synagoge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27. August 1980 wurde an dem ehemaligen Standort des Gotteshauses ein vom Bildhauer Hubert Hartmann angefertigter Gedenkstein errichtet.[1] Er enthält folgende Inschrift: „Hier stand das Gotteshaus der Synagogengemeinde Rheda, das am 9.11.1938 von den Nationalsozialisten mutwillig zerstört wurde. Der Ort, auf dem Du stehst, ist heiliger Boden.“ Die Gedenkrede hielt der gebürtig aus Rheda stammende Hebraist Werner Weinberg. Ein maßstabsgerechtes Holzmodell der Synagoge wurde darüber hinaus zu verschiedenen Gelegenheiten der Öffentlichkeit gezeigt.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jehuda Barlev: Über die Frühgeschichte der jüdischen Gemeinde Rheda. In: Gütersloher Beiträge zur Heimat- und Landeskunde. 56/57, Dezember 1979, ISSN 0722-3161, S. 1118–1121.
  • Günter Birkmann, Hartmut Stratmann, Thomas Kohlpoth: Bedenke vor wem Du stehst. 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen und Lippe. Klartext-Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-661-8.
  • Michael Brocke (Hrsg.): Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938. Nordrhein-Westfalen. Erarbeitet vom Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte. Kamp, Bochum 1999, ISBN 3-89709-200-X (Gedenkbuch der Synagogen Deutschland 1938 1).
  • Elisabeth Hanschmidt: Dokumentation zur Ausstellung Juden und jüdisches Leben in Rheda. Selbstverlag, Rheda-Wiedenbrück 1995.
  • Jürgen Kindler u. a.: Die Geschichte der Rhedaer Judengemeinde. Selbstverlag, Rheda-Wiedenbrück 1988 (Rhedaer Schriften 2, ZDB-ID 2292437-1)
  • Joachim Meynert (Hrsg.): Ein Spiegel des eigenen Ich. Selbstzeugnisse antisemitisch Verfolgter. Pendragon, Brackwede bei Bielefeld 1988, ISBN 3-923306-71-7 (Pendragon-Dokumente).
  • Werner Weinberg: Rhedaer Schmus. Historischer Arbeitskreis des Heimatvereins, Rheda-Wiedenbrück 1986 (Rhedaer Schriften 1).
  • Werner Weinberg: Wunden, die nicht heilen dürfen. Die Botschaft eines Überlebenden. Übersetzt aus dem Amerikanischen. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1988, ISBN 3-451-21317-6.
  • Käte Werner: Wir sind alle nur Menschen. Edition Olympia, Tel Aviv o. J.
  • Photo Archive der israelischen Holocaust-Genkstätte Yad Vashem : https://collections.yadvashem.org/photosarchive/en-us/77312.html
  • Elisabeth Hanschmidt: Ortsartikel Rheda-Wiedenbrück-Rheda, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, hg. von Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski, Münster 2013, S. 651–662 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gedenkstein, Synagoge von Hubert Hartmann. Informationen auf der Internetseite des Museums Wiedenbrücker Schule.
  2. Matthias Gans: Jüdisches Leben in Rheda. In: Neue Westfälische. 7. November 2013.

Koordinaten: 51° 51′ 5″ N, 8° 17′ 38,5″ O